19.August Russenes - Skipsfjord

105,3km 6:13h Schnitt: 16,9km/h Maximum: 66.8km/h

Wir sind angekommen, nach 24 Fahrtagen erreichten wir die Insel Magerøya. Bei schönstem Wetter ging es immer dicht am Ufer des

Bild 1.56: Am Porsangerfjord
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Porsangerfjordes entlang Die Straße schlängelte sich dabei um jeden Seitenfjord und um jede Bucht. An einigen Stellen mit richtigem weißen Badestrand, nur die Wassertemperaturen waren wenig einladend. An manchen Stellen war deutlich zu erkennen, das dieser Platz in den vergangenen Wochen auch von etlichen Reisebussen für die vorgeschriebenen Zwangspause genutzt wurde. Am Ufer standen Hunderte Steinmänner, von den gelangweilten Touristen kunstvoll aufgetürmt, dazwischen etliche aus Stein gelegte Schriftzüge, die kundtaten, wer alles hier gewesen ist. Die Souvenirbuden an diesen Plätzen waren nun verwaist. Für die nächsten neun Monaten herrscht hier wieder Ruhe und auch auf der Straße sind nur noch sehr wenige Fahrzeuge unterwegs.

Immer wieder waren die steil abfallenden Berge der gegenüberliegenden Fjordseite zu sehen. Langsam wichen auch die letzten Birken. Auf den Felsen wachsen nur noch kleine Sträucher, Gräser und Moose. Dafür waren immer öfter Rentiere zusehen, die hier ihre Sommerweide haben. Sie liefen teils einzeln teils in kleineren Gruppen am Straßenrand oder auch mitten auf der Straße, selbst an Stellen an denen links die Felswände senkrecht emporragten und rechts eine Leitplanke am steil abfallenden Ufer verlief.

Von den 105km fuhren wir heute 15km durch insgesamt 5 Tunnels. Der längste davon war mit knapp 7km der Nordkaptunnel vom Festland zur Insel. Alle bisher gelesenen Reiseberichte beschrieben diese Tunneldurchfahrt als Horror oder zumindest als sehr unangenehm. Seit die Fährverbindung von Kâfjord nach Honningsvâg nach der Eröffnung dieses Tunnels eingestellt wurde, gibt es keine andere Alternative, sieht man mal von der Hurtigrute ab, um mit dem Rad auf die Insel Magerøya und damit zum Nordkap zu kommen. Wir bereiteten uns mit dem entsprechenden Respekt auf die Tunneldurchfahrt vor. Der Skarvbergtunnel am Anfang der heutigen Strecke diente mit seinen knapp 3km Länge schon als gute Vorbereitung und gab einen Vorgeschmack auf des Fahren in der langen Röhre. Er ist genauso wie der Nordkaptunnel eigentlich für Radfahrer gesperrt. Zusätzlich zogen wir uns die Regenjacken über, denn es soll im Nordkaptunnel deutlich kälter sein. Am Anhänger wurden erneut die zwei Diodenrücklichter

Bild 1.57: Einfahrt in den Nordkaptunnel
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sowie eins zusätzlich am Rad angebracht und die gesamte Beleuchtung eingeschaltet. Und dann ging es los, rein in das schwarze Loch im Berg. Nach nur vier Minuten waren wir ca 212m unter dem Meeresspiegel. Danach folgte eine dreiviertel Stunde Wiederaufstieg ans Tageslicht. Hier machte sich ein großer Vorteil unseres Zuges bemerkbar, wir konnten uns ganz gleichmäßig mit etwa Schrittgeschwindigkeit nach oben kurbeln. Trotz der Zeit am frühen Nachmittag war der Auto- und vorallem der Busverkehr sehr gering und stellte keine Belästigung dar, auch nicht durch Abgase. Zudem ist der Tunnel gut belüftet und so hell beleuchtet, dass man ausreichend sieht. Unangenehm ist vorallem der Lärm, sowohl der, der durch die Lüfter, aber vorallem der, der von den Autos hervorgerufen wird. Eine Durchfahrt während der Saison, wenn täglich hunderte von Bussen zum Nordkap und zurück durch den Tunnel rollen, ist um diese Tageszeit nicht zu empfehlen. Auch wenn es einen breiten Randstreifen und alle 400m eine Haltebucht gibt. Als Lohn für die geleistete Arbeit konnten wir die Mautstelle am Tunnelausgang gratis passieren. Der letzte Tunnel des Tages, der 4444m lange Honningsvâgtunnel kam uns nun wie ein Kinderspiel vor. Sinnigerweise ist dieser Tunnel im Gegensatz zu den anderen auf dieser Strecke für Radfahrer freigegeben. Wo diese auf dem kurzen Stück, das zwischen den letzten beiden liegt, plötzlich herkommen, wissen wohl nur die Verkehrsplaner.

In Honningsvâg steuerten wir zuerst wieder einen Supermarkt an, bevor wir die letzten Kilometer zu unserem Quartier für die nächsten drei Nächte nach Skipsfjord weiterfuhren. Da uns unklar war, ob es zu dem Doppelzimmer eine Kochgelegenheit gibt, waren wir mit dem Einkaufen etwas sehr zurückhaltend und spekulierten auf ein einfaches Abendessen in einer Gaststube. Das direkt neben dem Campingplatz mit Zimmervermietung liegende Rica-Nordkaphotel hatte vor vier Tagen seine Saison beendet und ist nun bis zum nächsten Jahr geschlossen. Also blieb uns nichts anderes übrig, als in der Gemeinschaftsküche des Campingplatzes ein Tütenessen zu bereiten.

Hoffentlich ist morgen auf unserer letzten Etappe das Wetter genauso schön wie heute. Die Einheimischen mit denen wir uns vor der Kaufhalle in Honningsvâg unterhalten hatten, waren da nicht so optimistisch. Aber noch heute Abend aufbrechen und den zu erwartenden schönen Sonnenuntergang am Nordkap zu erleben, wollten wir uns nach dem anstrengenden Tag nicht mehr zumuten, sind es doch hin und zurück nochmals gut 50km mit weit über 1000 Höhenmetern.

Peter Schaefer 2006-02-18