Mi. 24.August Mikkeli - Kangasniemi

80,4km 5:02h Schnitt: 16,0km/h Maximum: 50,1km/h

Mit unserer Abreise aus Mikkeli verabschiedeten wir uns auch von dem vielfach verzweigten, größten See Finnlands, dem Seimaasee. Nachdem

Bild 1.45: Gewerbegebiet am Rande von Mikkeli
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die noch ausstehenden Formalitäten beim Wachsfigurenkabinett erledigt waren, fuhren wir nochmals durch die von recht einfallsloser Nachkriegsbebauung geprägten Stadtviertel nördlich der Fernverkehrsstraße 5 um dann auf eine kleine Nebenstraße Richtung Norden einzubiegen. Hier hat sich unser GPS-Gerät mit der zu Hause vorbereiteten Route sehr bewährt, denn es gab keinerlei Wegweiser zu den wenigen winzigen Orten, die an dieser Strecke liegen. Nach dem die letzten Häuser der Stadt hinter uns lagen, fuhren wir fast alleine durch ausgedehnte fast ausnahmslos junge Wälder. Nur an wenigen Stellen wurde Landwirtschaft getrieben. Dabei dominierte die Milchwirtschaft. Hier sahen wir zum ersten Mal auf unserer Reise Kühe auf der Weide stehen.

Dort, wo die Straße nach über 15km Kilometern in eine unbefestigte übergehen sollte, war man gerade dabei auf 2,5km Länge einen neuen Abschnitt zu asphaltierten. Mal fuhren wir hier auf dem neu angelegten Unterbau, mal noch auf der alten Straße, vorbei an schwerer Technik, die mit dem

Bild 1.46: Straßenbaustelle
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steinigen Untergrund kämpfte. An vielen Stellen wurde ein Loch neben dem anderen, immer fünf zu gleicher Zeit in den Fels gebohrt, dem wohl nur mit Sprengstoff beizukommen ist.

Unterwegs sah es dann fast so aus, als ob unsere Reise irgendwo zwischen Mikkeli und Kangasniemi zu Ende sei. Bei unserer ersten Pause ein Stück hinter Ihastjarvi hatte ich durch Zufall festgestellt, dass an unserem Anhänger die äußeren Radaufhängungen auf beiden Seiten den kilometerlangen Abschnitten auf unbefestigten Straßen mit ihren gelegentlichen Schlaglöchern oder wellblechartiger Oberfläche nicht gewachsen waren. Die Schweißnähte zeigten zentimeterlange Risse. Nach einer notdürftigen Bandage aus Kabelbindern, die wohl mehr zur eigenen Beruhigung dienten als echten Effekt zu zeigen, ging es nach der Pause mit ungutem Gefühl weiter, bis wir nach etlichen Kilometern in einem kleinen Ort an einem Laden vorbei kamen, der von außen so aussah, als würde er auch Werkzeug und ähnliche Utensilien führen. Er erwies sich jedoch als reines Lebensmittelgeschäft. Die Englischkenntnisse des Verkäufers hinter dem Ladentisch reichten nur aus, um zu verstehen, dass wir ein Problem mit unserem Fahrrad haben und wir etwas zum Reparieren suchten. Er kam mit vor die Tür, besah

Bild 1.47: Nach der Reparatur
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sich den Schaden und wies auf die andere Straßenseite. Dort befand sich etwas unscheinbar eine kleine Kfz-Werkstatt. Uns war der Hof auch schon durch die vielen Autoteile aufgefallen. Der junge Mechaniker, der dort gerade seine Mittagspause machte, gab uns nach einem kurzen Blick auf unser Problem und einigen wenigen Worten zu verstehen, dass er uns helfen kann. Also luden wir den Anhänger ab, bauten die Räder aus und keine 10 Minuten später waren alle Risse sauber und solide überschweißt. Die zwei Flachmänner, eigentlich mitgenommen um den Tee nach einem Regentag aufzuwerten, setzten einer nach dem anderen Glanzlichter in seine Augen, als Edda sie ihm als Dank für die prompte und wirkungsvolle Hilfe überreichte. Nun konnten wir unbesorgt weiterfahren. Später stellten wir fest, dass diese kleine Werkstatt in dem noch kleineren Örtchen Tyynelä sogar auf den finnischen Straßenkarten verzeichnet ist.

Nach einigen Kilometern erreichten wir wieder asphaltierte Straße. Zuvor jedoch beförderte ein kurzes Stück Waschbrett noch eine unserer großen Trinkflaschen aus dem Flaschenhalter in den Straßengraben. Trotz intensiver Suche haben wir sie nicht wiedergefunden. Abgesehen von diesen Missgeschicken war der ausgesuchte Weg eine wirklich wunderschöne Strecke, die fast ausschließlich durch Wald führte. Meist sehr junger Wald, der oft noch

Bild 1.48: Holzernte
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von den wenigen Bäumen überragt wurde, die man vor Jahren stehengelassen hatte, um die selbstständige Wiederaufforstung zu unterstützen. An anderer Stelle wurden gerade die frisch geschlagene Stämme von einer Spezialmaschine aufgeladen um sie später am Straßenrand zum Abtransport aufzustapeln.

Zum Nachmittag hin sah man immer wieder größere Wasserflächen, die aber zu anderen großen Seen und nicht mehr zum Saimaasee gehören. Knapp 10km vor unserem Ziel war auch die letzte Nebenstraße zu Ende und wir mussten auf die 13, die Verbindungsstraße zwischen Mikkeli und Kangasniemi. Bis auf gelegentliche Holztransporte, die uns hochbeladen und mit sehr viel Seitenabstand überholten, war der Verkehr nicht unangenehm. Wie an jedem Tag war unser erstes Ziel wieder eine Einkaufsmöglichkeit, auch wenn wir deswegen an unserem Campingplatz vorbeifahren mussten um ins Zentrum des Ortes zu gelangen. Auf dem Rückweg konnten wir den Einfahrt gar nicht verfehlen, brütete doch direkt davor ein überdimensionaler aus Stahl bestehender Vogel.

Bild 1.49: Brütende Vogelskulptur
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Den Campingplatz haben wir diese Nacht für uns ganz alleine, außer uns sind keine weiteren Gäste hier und werden wohl auch nicht mehr kommen. Das junge Mädchen an der Rezeption sagte uns, dass eigentlich schon geschlossen sei, außer für die vorbestellten Hütten und so war auch nur noch ein Servicehaus geöffnet. Trotzdem konnten wir hier die Sauna nutzen, zum ersten Mal auf unserer Tour. Die Sauna liegt etwas abseits vom Campingplatz direkt am Ufer einer Bucht des Puulasees, den man so als großes Tauchbecken zur Abkühlung nach jedem Saunagang nutzen konnte. Das Wasser des Puulasees ist genauso tiefbraun wie das Wasser des Saimaasees. Das die Sonne es heute nicht geschafft hat, das Wasser etwas anzuwärmen, so wie gestern, war nach der Sauna nicht unangenehm.

Peter Schaefer 2008-02-06