Mo. 16.7. Skagen - Gerå

102,5km
Kurz vor 10 Uhr, kurz vor Beginn der Öffnungszeit, standen wir vor dem Postamt in Skagen. Schon vorgestern hatten wir unser Gepäck in zwei Gruppen eingeteilt. In das, was wir unbedingt auf unserer weiteren Fahrt brauchten und das worauf wir meinten verzichten zu können. Das begrenzende Maß war durch die große Ortlieb-Reisetasche vorgegeben, denn nur diese lässt sich hinten am Kettwiesel mitnehmen. Schon auf dem Weg von Blokhus bis Skagen war so ein guter Teil der Last von dem defekten Anhänger genommen worden.

Im Postamt wurde alles, was als entbehrlich aussortiert war in zwei große Postkartons umgepackt und einschließlich der zugehörigen Packtaschen an unsere eigene Adresse geschickt. Es betraf vorallem die Campingküche, die wir nach unseren schlechten Erfahrungen in

Bild 1.37: Abschied von unserem Anhänger
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einigen Hütten auf schwedischen und finnischen Campingplätzen auch diesmal wieder mitgenommen hatten. Die Danhostels waren aber bisher alle gut mit Geschirr und Küchengerätschaften ausgestattet. Auch einige der Wechselsachen und bereits gekaufte Geschenke und Mitbringsel für die daheim gebliebenen Familienmitglieder kamen in die Kartons. Insgesamt waren es etwas über 15kg, für die wir einschließlich Verpackungsmaterials 540 Kronen aus der Reisekasse opfern mussten.

Mit dem nun leeren Anhänger fuhren wir zum nächsten Fahrradverleiher, den wir gestern Abend schon am Anfang der Fußgängerzone gesehen hatten. Bei ihm wurden wir sowohl das eine Laufrad, das nun sicher noch eine Verwendung in einem der Kinderräder finden wird, sowie den 20-Zoll Reservereifen los. Auch das nun für uns wertlose Chassis konnten wir hier entsorgen. Ob es nun auf den Sperrmüll wandert oder noch irgendwie verwendet wird ist uns in diesem Moment egal gewesen. Wir waren froh, den nun nutzlosen Ballast los zu sein ohne ihn einfach irgendwo stehen zu lassen. Etwas wehmütig war uns aber doch zu

Bild 1.38: Startklar zur Weiterfahrt
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Mute, hatte uns doch unser Anhänger auf der Nordkap- und auf der Finnlandtour zuverlässig begleitet. Ihn unbeladen bis nach Hause mitnehmen wollten wir aber auch nicht.

Als letztes wurde noch das zweite Laufrad hinten auf die Tasche geschnallt, zusammen mit dem kleinen Ortliebpacksack und wir waren endlich startklar für die Weiterreise. Der kleine Packsack sollte eigentlich am nächsten Tag in der großen Tasche verstaut werden, aber er erwies sich im weiteren als ideal zum Transport unterwegs eingekaufter Lebensmittel, für die wir sonst keinen geeigneten Stauraum gehabt hätten.

Das erste Stück des Ostseeküstenradweges Nummer 5 bis Hulsig kannten wir schon von gestern. Wer von Frederikshavn die Nordsea-Cycle-Route weiterfahren will muss von hier mit der Fähre nach Norwegen übersetzen. Wir umfuhren die Hafen- und Industriestadt in einem großen Bogen. Bei Elling verließen wir den Radweg an der Fernverkehrsstraße und folgten den Ausschilderungen des Ostseeküstenradweges Nr.5. Ohne den GPS-Track hätten wir den Weg wohl nicht gefunden, zu sporadisch waren die Hinweisschilder verteilt. Die etwas mühsame Vorbereitung an Hand älterer Radwanderkarten, die das Amt Nordjütlands letztmalig 1998 herausgab, hatte sich sehr bezahlt gemacht. Den wenigen Wegweisern folgten wir aber. Bei Knivholt führten uns diese mitten

Bild 1.39: Rast- und Schlafplatz bei Knivholt
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durch ein kleines Wäldchen. Am Rande des Weges stießen wir auf einen recht rustikalen Rastplatz, der mit seinen einfachen offenen Holzhütten durchaus auch einer dafür ausgerüsteten Wandertruppe als Nachtquartier dienen könnte. Feuerstelle und ausreichend Brennholz waren auch vorhanden. Die letzten Nutzer hatten alles wieder ordentlich verlassen. Keine hundert Meter weiter standen wir dann am Rande einer kleinen Parkanlage mit Teich und Brücke. Ein schöner Ort für unsere Picknickpause.

Südlich von Frederikshavn erreichten wir wieder die Ostseeküste und die damit auch die Europastraße 45, auf der der gesamte Verkehr nach Frederikshavn rollt und die hier fast zur Autobahn ausgebaut wurde. Das Fahren auf dem straßenbegleitenden Radweg ist nicht das wahre Vergnügen, aber eine vernünftige Alternative für diese knapp 5km gab es auch nicht.

Erst kurz vor Sæby entfernt sich der Radweg endgültig vom Autoverkehr und man erreicht den Ort auf einer wenig befahrenen Straße, die direkt in das Ortszentrum führt. Der Ort selbst macht durch seine hell gekalkten Häuser einen sehr idyllischen Eindruck. Überragt werden diese durch den Turm der ebenfalls weiß gekalkten Klosterkirche. Die angenehme Atmosphäre zog Ende des 19.Jahrhunderts etliche Künstler hierher. Heute sind es eher Erholungsuchende und Urlauber, vor allem Segler, die hier im Hafen anlegen. Dort steht auch das Wahrzeichen von Sæby, die Skulptur Frau am Meer, ein Motiv aus dem gleichnamigen Stück von Ibsen.

Bild 1.40: Klein-Sæby
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Schon fast am Ortsausgang lassen zur Zeit heutige Künstler und Handwerker ein Modell von Sæby entstehen, ähnlich Legoland aber eben nicht aus Legosteinen.

Heute sind wir das erste mal nicht in einem Danhostel untergekommen sondern in einer privaten Pansion. Nach unsere Ankunft fanden wir das bestätigt, was wir vermutet hatten. Hier gibt es keine Möglichkeit sich selber zu bekochen. Auf einen Restaurantbesuch waren wir schon eingestellt. Allerdings befindet sich die nächste Möglichkeit in Asaa, in dem Ort durch den wir gerade durchgefahren waren. Der Wirt meinte, wir sollten dort zum Hafen fahren.

Einige der Exponate des Hafenmuseums von Asaa stehen links und rechts der Zufahrtsstraße. Es handelt sich bei den meisten um Teerkessel, in denen

Bild 1.41: Teerofen zum Präparieren von Fischernetzen
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die Fischer ihre Netze in siedendem Pech imprägnierte hatten. Das Museum selbst ist in einem größeren Schuppen untergebracht, hatte aber jetzt am frühen Abend schon wieder geschlossen. Wir schienen hier draußen fast die einzigen zu sein, die noch unterwegs waren.

Abgesehen von einer kleinen Kneipe am Ortsausgang fanden wir nur ein Imbissrestaurant direkt am Hafen, das vor allem Fastfood, aber auch Fisch mit Pommes anbot. Da wir von unserem Quartier in Gerå die 4km hierher mit dem Rad zurückgelegt hatten, zu Fuß war uns der Weg einfach zu weit, passten unser Outfit und das Restaurant sehr gut zusammen. Wie wir feststellten, ist die Wirtin hier gleichzeitig Wirtin in der Pension Ana Katerina in der wir übernachten. Wahrscheinlich deswegen wurde uns dort das kleine Restaurant am Hafen von Asaa so wärmstens empfohlen.

schaefer 2008-12-07