Mi. 18.7. Rebild - Hadsund

58,9km
Eigentlich wollten wir heute nur ein ganz kurzes Stück mit dem Rad fahren und uns ansonsten ausruhen, sozusagen einen Ruhetag einlegen. Die geplante Etappenlänge sollte nur etwas über 20km betragen. Wir hatten uns im voraus zu dieser Art Ruhetag entschlossen, da die nächste Etappe ansonsten mit mehr als 130 km zu lang geworden wäre. Aber das Wetter war heute einfach zu schön um nur irgendwo herumzusitzen und die Beine baumeln zu lassen. Edda wollte radfahren und so haben wir die geplante Strecke um noch einen Abstecher und noch eine Schleife verlängert bis es gut fünfzig Kilometer waren, bevor wir an Campingplatz und Jugendherberge in Hadsund ankamen.

Bild 1.47: Ein E524 auf dänischen Feldern
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Das erste Stück des Weges führte uns immer am Rande des Naturparks Rold Skov entlang. In kurzen Abständen sind hier Parkplätze angelegt, von denen Wanderwege in die Rebilder Berge führen. In kleinen offenen Briefkästen stecken auch hier Informationsmaterialien zum Mitnehmen, die auch eine ganz brauchbare schematische Wanderkarte enthalten. Auch die Beschreibung einer Mountainbikerunde war darunter, die Abbildungen darin hielten uns aber davon ab, mit den Kettwieseln ihr zu folgen.

Kurz nach dem wir den Wald verlassen hatten trafen wir auf einem schon abgeernteten Getreidefeld einen alten Bekannten wieder. Einen Mähdrescher E524 vom VEB Mähdrescherwerk Bischofswerda/Singwitz (Landmaschinenkombinat Fortschritt). Es ist das letzte Modell das zu DDR Zeiten dort entwickelt und gebaut wurde. Wir hätten nicht erwartet eine solche Maschine hier in Dänemark anzutreffen, sind sie doch auf den Feldern im Berliner Umland schon sehr selten geworden.

Bei einem unserer Abstecher besichtigten wir auch das Gut Villestrup, allerdings nur aus der Ferne. Alle Wege die von der Straße in den Park führten waren unmissverständlich als privat gekennzeichnet, entgegen dem Versprechen in der Infobroschüre Wo Dänemark noch schöner ist. Dort hieß es, der Barockgarten sei für Besucher zugänglich. So hatten wir es in den letzten Tagen schon an etlichen anderen Stellen erlebt, die auf der Karte als sehenswert markiert waren.

Bild 1.48: Gut Villestrup
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Wir mussten uns auch hier mit einem Blick von außen auf die ehemals burgähnlich angelegte Anlage begnügen, deren Wurzeln bis in das frühe 16.Jahrhundert zurückreichen. Weniger das Hauptgebäude, vielmehr die vielen gut erhaltenen und noch immer genutzten Nebengebäude und die gepflegten Parkanlagen mit ihrem alten Baumbestand sind bemerkenswert. Besonders deutlich wird hier auch die Vorliebe der Dänen für frische geharkte Kieswege.

Unserer weiterer Weg führte uns über Terndrup und Skelund. Hier stießen wir wieder auf die Ostseeküstenroute, die zwischen Bælum und Hadsund auf der alten Bahntrasse Hadsund-Aalborg verläuft.

Obwohl wir weit vor der offiziellen Öffnungszeit an der Rezeption in Hadsund anklopften, trafen wir die Wirtin an und erhielten den Schlüssel zu unserem kleinen Raum in einer der drei Hütten. Wir luden unser ganzes Gepäck ab und starteten zu einer Rundfahrt durch die Stadt. Die Wirtin hatte uns zuvor noch als Tipp den Besuch der Mühle bei Havnø empfohlen, die nur Mittwochs nachmittags bis vier Uhr geöffnet ist. Sie zeigte uns auch, dass man die Mühle vom Campingplatz aus sehen kann. Leider erwies sich unsere Annahme, man brauchte nur am Ufer des Fjords nach Osten zu fahren um ans Ziel zu kommen, als falsch. Wir landeten zweimal in einer Sackgasse vor Grundstückseinfahrten und standen letztendlich keinen Kilometer von unserem Ausgangspunkt entfernt wieder auf der ehemaligen Bahntrasse, auf der wir gekommen waren. Hier hatten wir keinen Hinweis auf die

Bild 1.49: Wasserspiele in Hadsund
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Windmühle gesehen. Da es mitlerweilen halb vier schon vorbei war, gaben wir das Unterfangen auf und fuhren gen Stadtzentrum. Erst hier konnten wir auf einer Infotafel den genauen Standort der Mühle ausmachen. Wir hätten sie bei einem weiteren Abstecher auf unserem Weg nach Hadsund ansteuern können, wenn wir da schon von ihr gewusst hätten. Die Zufahrtsstraße hatte den Radweg auf der Bahntrasse auch gekreuzt, das Hinweisschild stand, wenn überhaupt, an der Autostraße.

Das nicht sehr große Stadtzentrum war einschließlich der kleinen Fußgängerzone schnell abgefahren. Kirche, Kulturzentrum alles liegt dicht beieinander. Dabei fiel uns die vielen Wasserspiele im Ort auf. Auch in der Fußgängerzone finden sich mehrere kleine Springbrunnen, die untereinander wie durch einen kleinen Bach verbunden sind, der mal offen mal unter dem Pflaster fließt. Glaubt man den

Bild 1.50: Fußgängerzone in Hadsund
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Prospekten dann befinden wir uns hier in der schönsten Fußgängerzone Dänemarks. Auch wenn das wohl manch andere Stadt auch für sich reklamiert, so kann man hier doch sehr angenehm auf Bänken pausieren, je nach Wahl in der Sonne oder im Schatten. Mehrere Straßencafes laden ebenfalls zu einer Rast ein.

Etwas abseits vom Zentrum liegen die Festwiese und der Fischereihafen. Auf der Festwiese baute gerade ein Rummel seine Gerätschaften auf, mehrere Karussells, Geisterbahn und anderes. Der daneben liegende Hafen wird heute wohl nur noch von Hobbyfischern und Seglern genutzt. Kein Fischladen deutete darauf hin, das hier noch ein Berufsfischer seiner Arbeit nachgeht. Nirgends roch es noch nach Fisch. Dafür kamen wir an einem Traditionslokal eines Marinevereins vorbei, vor dem etliche Ausrüstungsgegenstände von diversen Kriegsschiffen aufgebaut waren. Darunter befanden sich auch ein Torpedoabschussrohr und eine Ankermine.

Zum Abendessen sind wir dann noch einmal ins Stadtzentrum gelaufen um dort in einem Restaurant, das wir uns am Nachmittag ausgesucht hatten, dänisch zu speisen. Der anschließende Abendspaziergang führte uns dann noch an den Fjord. Erst über einen Wiesenweg, dann über einen langen Steg durch das dichte Schilf gelangten wir bis ans Wasser. Hier lagen einige kleine Boote und auf dem Steg stand am Ende sogar eine Bank.

Bild 1.51: Blick über den Marianger Fjord
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Diese Stelle dürfte eine der wenigen Badegelegenheiten am Fjordufer sein, dass fast überall von einem breiten Schilfgürtel gesäumt wird. Jetzt zum Abend ein schönes Plätzchen um den Tag langsam ausklingen zu lassen. Es fehlte nur ein kleines Glas Rotwein und ein romantischer Sonnenuntergang. Nur so lange wollten wir dann doch nicht ausharren.

schaefer 2008-12-07