Fr. 20.7. Grenaa - Rønde

64,5km
Nach einem etwas magerem Frühstück sind wir zur gewohnten Zeit gestartet. Das morgendliche Buffet reichte heute bei weitem nicht an das aus den letzten Tagen gewohnte Niveau heran. Immerzu war etwas alle, und es war purer Zufall, dass zu bekommen, was man gerade an Brot, Käse oder Wurst suchte. Auch der Kaffee war heute sprichwörtlich dänisch, er sah eher wie Tee aus. Als Entschädigung für dieses Ungemach und auch das beim Duschen bekamen wir bei der Schlüsselabgabe 50 Kronen erstattet. Da der Fußbodenablauf im Bad verstopft war, konnten wir sowohl gestern Abend, als auch heute früh nur absolut Wasser sparend duschen, sollte nicht das ganze Zimmer mit geflutet werden.

Bild 1.57: Allee bei Høbjerg
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Der Abschnitt zwischen Grenaa und Ebeltoft gehört mit zu den schönsten auf der bisher zurückgelegten Strecke. Immer wieder ging es durch lange von alten Bäumen gesäumte Alleen. Dazwischen ausgedehnte Getreidefelder, auf denen die Ernte im vollem Gange war, und große, gepflegte ehemalige Gutshöfe. Immer wieder bot sich von den kleinen Hügeln, über die sich die schmale Straße von Dorf zu Dorf schlängelte, ein Blick auf die Ostsee.

Ebeltroff ist eine sehr schöne Kleinstadt,die auf eine lange Geschichte als Handelsstadt zurückblicken kann. In der Altstadt reihen sich kleine Fachwerkhäuser entlang schmaler Kopfsteinpflastergassen. Überall vor den Häusern blühen Stockrosen. Während der Hochsaison wird sie allerdings vom Tourismus beherrscht. In fast jedem der kleinen Häuser befindet sich irgendein Geschäft, eine Bar oder ein Restaurant. Durch die engen, für den Autoverkehr gesperrten Gassen schiebt sich in beide Richtungen ein nicht enden wollender Menschenstrom, der erst dort abebbt, wo die Geschäfte seltener werden. Wir rollten mit unserem Rad langsam

Bild 1.58: In der Fußgängerzone von Ebeltroff
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durch dieses Gewühl, in der Hoffnung hier einen Bäcker zu finden, leider ohne Erfolg. Alles andere gab es, Souvenirs, Drogerie, Bücher und Landkarten, Blumen, Sportartikel und alle möglichen Varianten an Bekleidung, aber keinen Bäcker, in der ganzen Altstadt konnten wir keinen finden. Am Ende der Adelgade, der Hauptstraße der Altstadt, erreichten wir das alte Rathaus, dessen offene Tür zu einem Besuch einlud. Heute tagen in seinen Räumen keine Bürgerversammlungen mehr. Die ehemalige Gerichtsstube wird noch als Standesamt genutzt. Die anderen Räume dienen als Museum. Gezeigt werden hier aber keine Ausstellung zur Geschichte der Region, sondern völkerkundliche Gegenstände aus dem ehemaligen Königreich Siam, dem heutigen Thailand. Diese Sammlung hatte vor Jahren ein Bürger aus Ebeltoft während seiner Tätigkeit in Siam zusammengetragen. Nach seiner Rückkehr ließ er seine private Sammlung hier ausstellen.

Auch hier am alten Rathaus konnten wir keinen geeigneter Platz für eine kleine Picknickpause finden. Nirgends gab es eine Bank zum Verweilen oder einen kleinen Park. Erst unten am Wasser, in der Nähe des Fregattenmuseums und schon etwas abseits der Urlauberhotels fanden wir ein Parkbank, die zum Verweilen einlud.

Bild 1.59: Fregatte Jylland
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In direkter Nachbarschaft befindet sich auch das Glasmuseum von Ebeltoft. Die Eintrittspreise zu beiden lohnen sich aber nur, wenn man einen längere Besichtigung vorhat. So begnügten wir uns mit der äußeren Ansicht des großen Dreimasters. Die königliche Fregatte Jylland war 1864 an der Seeschlacht bei Helgoland beteiligt. Grund genug, in der Sommersaison täglich eine große Kanonenshow mit den alten Bordkanonen zu veranstalten. Das wirklich Beeindruckende ist jedoch der Einsatz der vielen Handwerker und Privatleute, dem die Restaurierung und der Erhalt dieses Zeugnisses dänischer Geschichte zu verdanken ist.

Später dann, wir hatten Ebeltroff schon fast wieder verlassen, konnten wir unseren Appetit auf frischen Kuchen befriedigen. Fast direkt an der Straße entdeckten wir eine Bäckerei. Auch wenn wir kurz zuvor unseren Hunger mit den Stullen aus dem alltäglich morgens neu zubereiteten Lunchpaket gestillt hatten, konnten wir hier nicht vorbei fahren.

In den Mols Bergen stellten wir unser Rad für einen Moment auf einem Parkplatz ab und sind zu Fuß das kurze Stück über einen schmalen Trampelpfad durch die Felder bis auf den Stabel Høle gegangen. Die Kuppe dieses Moränenhügels ist durch einen Grabhügel aus der Bronzezeit noch ein Stückchen höher und gehört mit ihren 133m über Normal Null zu den höchsten Erhebungen der Mols Bjerge. Entstanden ist diese Landschaft während der letzten Eiszeit, als ein sich teilender Gletscher große Mengen an Erde und Sand vor sich her schob und so die Hügel zwischen den beiden Buchten Kalø Vig und Ebeltoft Vig auftürmte und dann durch das abfließende Schmelzwasser umformte.

Bild 1.60: In den Mols Bjerge
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Diese Landschaft aus Hügeln, Schmelzwasserschluchten und Toteislöchern bildet das Kernstück eines geplanten Nationalparks, der vorallem dem Erhalt dieser Landschaft, dem verträglichen Nebeneinander von Naturschutz und landwirtschaftlicher und touristischer Nutzung dienen soll. Er soll auch die Wälder im Hinterland von Rønde mit einbeziehen. Von den Hügeln bietet sich ein bemerkenswerter Rundblick. Richtung Süden liegt in der Kaløs Vig die Halbinsel mit der Burgruine Kaløs Slot. Unweit unseres Aussichtspunktes, im kleinen Ortes Agri, befindet sich auch der höchstgelegen See Dänemarks. Diesen Hinweis konnten wir einer kleinen Infotafel entnehmen, die am Parkplatz für die Touristen aufgestellt war.

Nach unserer Ankunft in der Jugendherberge sind wir zu einer Fußwanderung zur Burgruine von Kalø aufgebrochen. Auf der Fahrt nach Rønde hatten wir hier schon einen kurzen Stopp eingelegt, dann aber beschlossen, nicht in Kaløs Slotskro einzukehren, sondern erst nach Rønde zu fahren und dort unsere Vorräte wieder aufzufüllen und die Kochgelegenheiten in der Jugendherberge zu begutachten. Danach stand für uns fest, das wir heute Abend wieder selber kochen werden.

Kaløs Slot liegt auf einer ehemaligen Insel ein Stück in der Bucht. Nach dem die Insel erst von Mönchen, dann von Seeräubern bewohnt war, hatte König Erik Menved Anfang des 14. Jahrhunderts, im Zusammenhang mit der Niederschlagung des Aufstandes der jütländischen Bauern und Landbesitzern, hier mit dem Bau einer Burganlage begonnen. Aus dieser Zeit stammt auch die etwa einen halben Kilometer

Bild 1.61: Auf dem Weg zur Insel Kalø
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lange Zufahrtsstraße, die die Insel mit dem Festland verbindet. Es ist heute eine der längsten noch genutzten mittelalterlichen Straßen in Dänemark. Über 300 Jahre spielte die Burg eine wichtige Rolle in der Geschichte. So wurde hier auch König Gustav Wasa gefangen gehalten. Bis zum Anfang des 17.Jahrhunderts residierte auf de Burg der Statthalter des dänischen Königs für Djursland, wie dieser Teil Jütlands auch genannt wird. Nachdem die Burganlage um 1770 zerstört wurde, befinden sich heute nur noch Ruinen auf der Insel. An den noch gut erhaltenen Grundmauern kann man kaum noch die Funktion der einzelnen Gebäude erahnen. Dank eines Faltblatts, das in der Jugendherberge zum Mitnehmen auslag, konnten wir aber herausfinden, wie die Anlage mal ausgesehen hat, wo der Schlossherr seine Räume hatte, wo der große Saal sich befand und wo man seine Notdurft verrichtete. Auch die Ausrichtung der Verteidigungslinien zur Landseite und der ehemalige Wassergraben lässt sich noch erahnen. Dabei ging es nicht ohne Raten ab, denn der Text war nur in dänischer Sprache geschrieben. Jetzt am frühen Abend war hier außer uns
Bild 1.62: Die Burgruine Kaløs Slot
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keiner weiter, so dass wir nicht einmal fragen konnten. Zwischen den Resten der gewaltigen Anlagen grasten nur einige wenige Kühe. Von dem im Internet für August diesen Jahres angekündigten Kalø Opera Festival mit seinem schwimmenden Amphitheater, das hier stattfinden soll, oder den Vorbereitungen dafür, war weit und breit nichts zu sehen, obwohl jetzt schon der Juli zu Ende geht. Eigentlich gut so, wenn daraus nichts wird, denn so wird die Ruhe dieses schönen Flecken Erde nicht gestört und wir konnten hier ungestört verweilen.

schaefer 2008-12-07