Di. 16.August Hanko - Ekenäs

87,6km 5:54h Schnitt: 14,8km/h Maximum: 53,1km/h

Unsere erste Etappe führte uns in einer großen Schleife und nicht auf direkten Weg an unser Ziel. Dabei wollten wir auch die verschiedenen Arten finnischer Straßen austesten. In Hanko folgten wir einer Richtung, auf die uns schon gestern Abend kurz hinter dem Fährhafen ein Schild mit der Aufschrift ,,Touristroute`` hinwies. Die ausgiebige Besichtigung der Stadt haben wir uns für den letzten Tag unserer Reise aufgehoben, bevor uns die Fähre wieder zurück nach Rostock bringt. Über Taktom, einer ausgedehnten Streusiedlung, ging es immer in der Nähe der Küste, die nur selten zu sehen, aber immer zu erahnen war, nach Lappohja. Das letzte Stück vor Koverhar verlief entlang eines ausgedehnten militärischen Sperrgebietes, das sich teilweise auf beiden Straßenseiten mit entsprechenden Warnschildern bemerkbar machte. Hinter diesen herrschte zum Teil reger Betrieb, an anderen Stellen saß nur ein einzelner Wachposten in seiner kleinen halb offenen Hütte neben einem riesigen Stapel Brennholz. Wir hatten dieses Gebiet schon hinter uns gelassen, da kam uns ein einzelner Soldat entgegen, seine ganze Ausrüstung auf ein Fahrrad geladen. Kurze Zeit später folgten ihm in mehreren Pulks gut 100 oder mehr, alle voll ausgerüstet, mit Maschinenpistole, auf einem typischen Armeefahrrad, keine Gangschaltung, als Bremse nur ein einfacher Rücktritt, alles sehr robust und solide. Viele sahen so aus, als seien sie mit ihrem Gefährt schon eine Weile unterwegs.

Bild 1.6: Armee auf Rädern
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Ab Lappohja begann das erste kleine Abenteuer unserer Tour. Für das nächste Stück bis Ekenäs hatten wir uns eine Route ausgesucht, die in einem großen Bogen über mehrere zum Teil längere Abschnitte unbefestigter, auf den finnischen Straßenkarten gelb eingezeichneten Straßen führte. Uns interessierte einfach, was sich hinter diesem Terminus verbirgt, um einen Vorgeschmack zu bekommen, was uns in den nächsten zwei Wochen auf solchen Abschnitten erwartet. Von unseren Radtouren durch Polen war uns diese Art Straßen in keiner guten Erinnerung. Der Eindruck, den wir heute gewonnen hatte war dagegen recht positiv. Die meiste Zeit sind wir auf einem gut befahrbaren, recht glatten und festen wassergebundenen Belag gefahren, teilweise mit Kiesauflage und nur gelegentlichen Schlaglöchern, denen wir auch mit unserem langen Zug fast immer ausweichen konnten. Im Unterschied zu den asphaltierten Straßenabschnitten folgt die Trasse der Topographie der Landschaft fast unverändert. Das ergibt hier einen stetigen Wechsel von kurzen Steigungen und Abfahrten mit bis zu 15%, nie wirklich lang und ohne die sonst üblichen Hinweisschilder. Oftmals betragen die Höhenunterschiede weniger als 20 m, trotzdem reicht der Schwung der kurzen Abfahrt nicht bis auf den nächsten dieser Hügel. Dieses ständige Auf und Ab erwies sich auf die Dauer als recht anstrengend und ließ nur wenig Zeit, während der Fahrt die landschaftlich schöne Strecke richtig zu genießen, zumal auch die steilen Abfahrten hohe Konzentration erforderten. Dennoch ist der Bogen über Ingvalsby, an Tenhola und Pojo vorbei, nach Ekenäs empfehlenswert.

Bild 1.7: Straße zwischen Pojo und Sköldagard
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Nicht nur an den Ortsnamen ist zu merken, das in diesem Teil Finnlands eine große schwedische Bevölkerungsgruppe zu Hause ist. Auf jedem Straßenschild, selbst für den kleinsten Seitenweg ist der Straßennamen zweisprachig aufgeschrieben, oben der schwedische unten der finnische. Beim Frühstück in Hanko hatte uns der Wirt erzählt, das in dieser Gegend die überwiegende Mehrheit, er sprach von 80%, schwedische Wurzeln hat.

Recht geschafft erreichten wir am nachmittag unseren Campingplatz in Ekenäs. Nach einer ausgiebigen warmen Dusche, ohne Münzautomat, sind wir in das am Campingplatz liegende Restaurant Pizza essen gegangen. Die Gemeinschaftsküche des Platzes macht keinen einladenden Eindruck und so ließen wir unsere mitgebrachten Vorräte unangetastet.

Peter Schaefer 2008-02-06