Mo. 23.7. Vejle - Assens

99,8km

Bei unserem Aufbruch am Morgen sind wir nicht wieder in das Stadtzentrum von Vejle gefahren, sondern haben den Ort in einem Bogen über Nørre Vilstrup umfahren. Die Beschreibung von Hans-Jürgen Fründt hat uns veranlasst erst ab Brejning wieder dem Ostseeküstenradweg zu folgen. Wir hatten keine Lust uns vom Vejle-Fjord aus auf einer stärker befahrenen Straße eine 12% Steigung hochzukämpfen und anschließend den Weg durch ein Waldgebiet mit ebenfalls sehr starken Steigungen bei wahrscheinlich schlechtem Untergrund fortzusetzen. Wir hatten von gestern eine Vorstellung, was uns dort erwarten könnte.

Zur Abwechslung hat uns heute die Sonne den ganzen Tag verwöhnt, erst zögerlich, dann immer mehr. In Hvidbjerg, an einem schönen Rastplatz fast am Strand hatten wir sogar kurz überlegt, ob wir die Badesachen

Bild 1.73: Badestrand in der Nähe von Hvidbjerg
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auspacken. Lust auf ein kurzes Bad hatten wir schon, aber dann sind wir doch nicht ins Wasser gegangen. Wir waren uns nicht sicher, wie lange das Wetter so anhält und wollten den Sonnenschein lieber nutzen um im Trockenen weiterzufahren.

Kurz nach unserem Aufbruch wurden wir ganz unerwartet aufgehalten. Der eine Reifen hatte unvermittelt Luft verloren. Eine Ursache konnten wir dafür nicht finden, der Schlauch schien dicht. Also den gleichen Schlauch wieder eingezogen, aufgepumpt und weiter ging es - aber nur wenige hundert Meter, da war die Luft plötzlich wieder raus. Mit etwas mulmigen Gefühl, die Ursache des Plattfußes war immer noch unklar, wechselten wir den Schlauch.

Durch das große Tor in Wallanlage der alten Stadtbefestigung kamen wir nach Frederica. Wie durch einen Tunnel fährt man in die 1650 gegründete Festungsstadt. Im alten Stadtzentrum fallen sofort die schnurgeraden Straßen auf, die entweder in Nord-Süd- oder in Ost-West-Richtung verlaufen. Nach über zweihundert Jahren, in denen sie den Angriffen

Bild 1.74: Das nördliche Tor zur Festungsstadt Frederica
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schwedischer und deutscher Soldaten erfolgreich wiederstanden hatte, verlor die Festung ihre Bedeutung und wurde zu Beginn des letzten Jahrhunderts aufgegeben. Sie alten Wälle mit ihren Wachgebäuden und Kanonenstellungen stehen heute unter Denkmalschutz. Sie sind Teil des die Altstadt umschließenden Stadtparks.

Das Stück des Weges südlich des Stadtzentrums führte durch die ausgedehnten Hafen- und Industriegebiete von Frederica und Erritsø. Der Radweg Nr.5 schlängelt sich hier durch ein Gewirr von Eisenbahnlinien, Autobahnen und deren Zufahrten und unzähligen anderen Straßen als eigenständiger Radweg. Mehrmals durchquerten wir kleinere Parkanlagen am Rande von Wohnsiedlungen. Ohne uns zu verfahren, was bei der spärlichen Ausschilderung fast einem Wunder gleicht, erreichten wir die Eisenbahn- und Straßenbrücke, die uns vom Festland auf die Insel Fünen bringen soll.

Auf der Mole des kleinen Sportboothafens kurz vor Middelfart bot sich dann eine günstige Gelegenheit für eine kleine Rast. Hier standen Bänke und man konnte beide Brücken über den Snævringen betrachten, die alte Brücke, über die wir gekommen sind und über die alle paar Minuten ein Zug donnert aber auf der nur noch wenige Autos verkehren und die neue Autobahnbrücke, eine Hängebrücke, die sich hoch über dem Wasser und den Häusern am Ufer spannt. Während wir hier picknickten fuhr ein Dreimaster mit vollen Segeln unter der alten Eisenbahnbrücke durch. In der Jugendherberge in Assens, einem ehemaligen Seemannsheim, fanden wir am Abend ein Foto von diesem Schiff.

Bild 1.75: Die Eisenbahnbrücke bei Middelfart
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Die schon zur Gewohnheit gewordene Kuchenpause ist heute in Ermangelung eines Bäckers ausgefallen. Auf den knapp 50km von Middelfart bis Assens sind wir durch etliche Dörfer gekommen, aber alle waren zu klein, nur einige wenige Gehöft, als dass es dort einen Bäckerei gegeben hätte. Nur an einem Campingplatz stand eine Tafel Kaffee und Kuchen. Eine genaue Begutachtung des Angebotes ließ uns zu der Erkenntnis kommen, dass es hier alles andere, Pølse, Hot Dogs, Pommes, Eis aus der Truhe, aber keinen frischen Bäckerkuchen gab. Danach stand uns nicht der Sinn und wir hatten auch die Hoffnung auf Erfolg noch nicht aufgegeben und sind deswegen weitergefahren. Es stellte sich dann aber heraus, dass es besser gewesen wäre, hier eine kalte Cola zu kaufen, als Zugabe zu einem unserer Butterbrote. So sind wir die ganze Strecke bis Assens durchgefahren. Noch vor unserem Ziel überholten wir mit unserem Gespann ein Rennradpäärchen, mit absolut minimalistischem Gepäck, nur ein kleiner Rucksack für zwei Personen. Wir hatten sie schon in Middelfart an der Mole gesehen, und an dem einsamen Kiosk wiedergetroffen. Sie kamen dann kurz nach uns an der Jugendherberge an.

Nach dieser Anstrengung kam das Abendbrotangebot des Herbergsvaters, Kassler mit Kartoffeln, Blumenkohl und Mohrrüben wie gerufen. Wir nahmen es selbstverständlich an, zumal der Preis von 65,- Kronen inklusive einer Flasche Bier mehr als günstig war. So speisten wir, nachdem wir geduscht hatten und zivil gekleidet waren, mit der Familie der Wirtsleute.

Nach dem Abendbrot drehten wir zu Fuß noch eine Runde durch den Ort, bis zum Hafen und durch Seitengassen wieder zurück, und entdeckten dort so manch Sehenswertes.

Bild 1.76: Man hat es nicht leicht mit seinem Geld Skulptur vor der Sparkasse von Assens
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schaefer 2008-12-07