Das Klischee stimmt, wir sind aus dem sonnigen warmen Süden zurückgekehrt in den kalten, trüben deutschen Herbst. München empfing uns mit geschlossen grauem Himmel und ungemütlich niedrigen Temperaturen. In der Nacht hatte es etwas geregnet und so waren die Straßen noch nass. In der Innenstadt trafen wir zu so früher Stunde kaum eine Menschenseele, es war kurz nach sieben Uhr, als wir die Bahnhofshalle zu unserem zweiten Besuch verließen, diesmal mit Stadtführer. Reiner, der momentan im Vierteljahresrhythmus zwischen Berlin und München pendelt, führte uns zu all jenen Plätzen, die wir vor drei Wochen wegen des Oktoberfesttrubels nicht erreichen konnten oder wollten. In aller Ruhe pilgerten wir durch die Fußgängerzone zur Liebfrauenkirche und zum Rathausplatz. Auch hier, wo sich die Spieler des FC Bayern München regelmäßig für den Meister- oder andere Titel feiern lassen, herrschte noch Ruhe. Lediglich direkt vor dem Rathaus wurde wieder einmal eine Bühne aufgebaut. Mehr Betrieb war dagegen auf dem Viktualienmarkt. Die meisten Geschäfte am Rande hatten schon geöffnet. Nirgendwo sonst haben wir bisher so viele Fleischerläden nebeneinander gesehen. Jeder warb mit einer anderen, besonderen Spezialität. Die Marktbuden und Stände auf dem Platz bereiteten sich auf den erwarteten Ansturm vor. An fast allen wurden Lebensmittel feilgeboten, Obst, Gemüse, Fleisch und Wurst, Käse, dazwischen auch einige Blumenstände. Auf Reiners Empfehlung hin, nahmen wir ein Stück Obazi, eine bayrische Käsespezialität, mit. Nach einem Abstecher zur Peterskirche, für eine Turmbesteigung war es allerdings noch viel zu früh, kehrten wir wieder in die Hauptgeschäftsstraße zurück. Mittlerweilen war es schon neun Uhr vorbei, und die Bierhalle ,,Augustiner`` hatte ihre Pforten geöffnet. Hier wollten wir auf Münchner Art frühstücken mit Weißwurst und Brezeln, dazu ein frisch gezapftes Weißbier. Das Bisschen, das es heute früh kurz vor Ankunft des Zuges als Frühstück gab, eine Tasse Kaffee und ein Croissants, war doch recht dürftig und so wurde es langsam Zeit etwas Handfestes zu bekommen. Langsam begann sich die Bierhalle zu füllen. Die meisten Gäste kamen wie wir zum Weißwurstfrühstück. Eine große Gruppe von FC-Bayernfans begann sich auf das heutige Heimspiel, ausgerechnet gegen Herta-BSC, mit lautstarken Sprüchen vorzubereiten. Irgendwann wurde es uns zu laut, wir konnten uns nicht mehr so richtig unterhalten, und wir ergriffen die Flucht. Zudem waren Bier und Würste verzehrt. Damit standen wir nach gut ein und einer halben Stunde erneut auf der Straße. Jetzt strömten hier die Massen zum Einkaufen oder auch nur zum Bummeln. Dem Strom entgegen führte uns unser Weg zurück zum Bahnhof, um von hier aus mit dem einzigsten Zug pro Woche, der mit Fahrradmitnahme und ohne Umsteigen von München nach Berlin verkehrt, nach hause zu fahren.
schaefer 2007-10-07